Letzte Aktualisierung am 2. August 2024 von Jungsi
Amstrad, bekannt für den Amstrad CPC, führte 1992 den NC100 ein. Im gleichen Jahr lancierte auch der Branchenführer IBM seine ThinkPad-Laptopserie. Der Amstrad NC100 zeichnete sich jedoch durch seine kompakte Größe eines DIN-A4-Blattes aus, wog nur 1 kg und konnte mit Standardbatterien betrieben werden.
Die LCD-Anzeige ist auch bei hellem Sonnenlicht lesbar, obwohl eine Hintergrundbeleuchtung fehlt. Das Gerät verfügt über eine große Schreibmaschinentastatur. Der Rechner wird von einer Z80 CPU angetrieben, ähnlich wie der Schneider CPC und Sinclair ZX Spectrum, mit einer Taktfrequenz von 4MHz und einem Speicher von 64KB. Im 256KB großen ROM sind die Protext-Textverarbeitung, ein Tagebuch, eine Adressverwaltung, ein Terminkalender, ein einfacher Taschenrechner und eine Version des BBC-Basic Interpreters integriert.
Der Bildschirm zeigt 80 Zeichen und 8 Zeilen an, was den Rechner energieeffizient macht und eine Batterielaufzeit von 20 bis 40 Stunden ermöglicht. Zu den verfügbaren Schnittstellen gehören RS232, ein Parallelanschluss und ein PC-Card-Slot. Im PC-Card (PCMCIA-I) Slot lassen sich SRAM-Speicherkarten mit bis zu 1MB verwenden.
Der NC100 wurde mit dem Ziel entwickelt, einen benutzerfreundlichen tragbaren Computer zu schaffen. Die Entwickler erhielten diesen Auftrag von Firmenchef Alan Sugar, der selbst zugab, keine Computerkenntnisse zu besitzen. Während der Entwicklungsphase testete er das Gerät wiederholt und schrieb sogar das erste Kapitel des Handbuchs.
Die Benutzerfreundlichkeit resultiert hauptsächlich aus Programmen, die für Computeranfänger konzipiert wurden. Das Design umfasste auch eine Terminalemulations- und XMODEM-Dateiübertragungssoftware, welche die Kommunikation des NC100 über DFÜ-Analogmodems ermöglichte.
Im Jahr 1993 wurde der NC200 eingeführt. Dieses Gerät zeichnete sich durch einen aufklappbaren Bildschirm aus, bot 80×16 Zeichen und war mit Hintergrundbeleuchtung ausgestattet. Es verfügte über ein integriertes 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, das MS-DOS-formatierte Disketten lesen konnte, sowie über 128KB RAM und zusätzliche Software im ROM, wie zum Beispiel Tetris und eine Tabellenkalkulation mit einfacher Datenbankfunktion. All diese Funktionen verbrauchten jedoch viel Strom, weshalb fünf C-Größe Batterien notwendig waren. Das Diskettenlaufwerk konnte nur mit relativ vollen Batterien betrieben werden, und um Strom zu sparen, ließ sich die Hintergrundbeleuchtung ausschalten.
Tastenkombinationen
Reset: ausschalten, Tasten [Funktion]+[Stop]+[<-Lösch] gedrückt halten und wieder einschalten.
Selbsttest: ausschalten, Tasten [Funktion]+[Symbol] gedrückt halten und wieder einschalten.
Schnellzugriffe:
[Funktion]+[B] BBC Basic – verlassen mit *BYE oder *QUIT
[Funktion]+[T] Wecker (Timer)
[Funktion]+[Z] Zeitzone
[Funktion]+[A] Termin/Weckruf eintragen
[Funktion]+[S] Serielles Datenübertragunsprogramm mit Taste [Menü] Schnittstelle konfigurieren
[Funktion]+[D] Adressbuch
[Funktion]+[L] Dokument laden mit Taste [Menü] Dateitransfer über serielle Schnittstelle
[Funktion]+[P] Dokument Drucken
[Funktion]+[X] Programm von RAM Karte starten
[Funktion]+[C] Kalender
[Funktion]+[N] Neues Dokument anlegen
Netzteil/Batterien
Viele Besitzer des NC100 scheinen ein Netzteil von Drittanbietern zu verwenden, anstatt das Gerät mit Batterien zu betreiben. Unglücklicherweise weist der Standardstecker eine ungewöhnliche Polarität auf: Außen ist das Plus (+), innen das Minus (-). Wenn die Polarität vertauscht wird, brennt die Sicherung im NC100 durch, was zu einem Ausfall des Geräts führt. Die Behebung dieses Problems ist sehr einfach – man beachte dazu John Kings Reparaturanleitung. Zum Speichern der Basiskonfiguration ist eine CR2023-Knopfzelle erforderlich, und für den Betrieb werden vier AA-Batterien benötigt.
BBC Basic
Dem Rechner wurde ein vollwertiges BBC Basic spendiert, das sich nach dem Aufruf [Funktion]+[B] wie folgt meldet:
BBC Basic (NC150) Version 3.11
eine ältere Version kann sich auch mit
BBC Basic (NC100) Version 3.10
melden.
Der Basicinterpreter mach den NC100 befehlskompatibel zu den 8-Bit-Modellen von Acorn. Das Tempo mit dem er dabei vorgeht steht dem eines Heimcomputers in nichts nach.
Datenaustausch
Für den Datenaustausch zwischen dem NC100 und einem PC ist eine serielle Verbindung erforderlich. Zudem muss auf dem PC ein Terminalprogramm installiert sein, das das XModem-Protokoll unterstützt. Da moderne Computer meist keine serielle Schnittstelle mehr haben, verwende ich einen USB-Seriell-Adapter in Stickform und das Terminalprogramm „Tera Term“ in der portablen Version, welches auch mit höheren Interrupts umgehen kann.
Beide Geräte müssen auf die gleiche Übertragungsgeschwindigkeit eingestellt sein, um eine Datenübertragung zu ermöglichen. Der NC100 lässt sich auf Baudraten von 300, 600, 1200, 2400, 4800 und 9600 einstellen, was über [Funktion]+[S] und dann [Menü] erfolgt. Auf dem Windows-PC wird „Tera Term“ gestartet und „Serial“ als Übertragungsart mit der korrekten Schnittstelle gewählt. Über [Setup] -> [Serial port…] lassen sich die Einstellungen der seriellen Schnittstelle vornehmen, beispielsweise auf 9600 Baud. Sind beide Computer im Terminalmodus, kann nun getestet werden, ob die Verbindung steht ([Funktion]+[S]). Wird Text im Notepad eingegeben, erscheint dieser auch auf dem PC und umgekehrt..
Datei vom PC auf das NC100 übertragen
Um beim NC100 das Menü „Gespeicherte Dokumente Anzeigen“ zu öffnen, drücken Sie [Funktion]+[L]. Beachten Sie, dass mindestens eine Datei vorhanden sein muss, um das Menü zu öffnen. Falls keine Datei existiert, erstellen Sie bitte eine neue mit [Funktion]+[N].
Zuerst mit der [Menü]-Taste und dann mit [T] in den Datenübertragungsmodus wechseln. Anschließend mit der [M]-Taste die Übertragung einer Datei über das XModem-Protokoll initiieren. Es muss nun ein Dateiname für die zu empfangende Datei eingegeben werden, zum Beispiel I2C.LIS. Bevor die Übertragung mit der [Senden]-Taste gestartet werden kann, muss diese auf dem PC aktiviert werden. Im Programm „Tera Term“ geht das über [Datei] -> [Übertragung] -> [XModem] -> [Senden…], dann die Datei auswählen, öffnen und schließlich auf dem NC100 die Übertragung beginnen.
Nach der erfolgreichen Übertragung befindet sich nun die Datei „I2C.LIS“ auf dem NC100, eine Textdatei des BASIC-Programms zur Emulation einer I2C-Schnittstelle am Parallelport. Das Programm lässt sich in BASIC laden, indem der BASIC-Interpreter mit [Funktion]+[B] aufgerufen wird. Danach gibt man folgenden Befehl ein: *ECEX „I2C.LIS“.
Vom NC100 Daten auf den PC übertragen
Die Datenübertragung vom NC100 zum PC ist einem ähnlichen Prozess unterworfen. Auf dem PC wird der XModem-Empfang im Terminalprogramm aktiviert. Bei „Tera Term“ erfolgt dies über [Datei] -> [Übertragung] -> [XMODEM] -> [Empfangen…], dann den Dateinamen eingeben und die Übertragung beginnen. Danach am NC100 mit [Funktion]+[L] das Menü „Gespeicherte Dokumente anzeigen“ öffnen, die gewünschte Datei mit den Cursor-Tasten auswählen und schließlich mit [Menü], gefolgt von [T] und [X], die Datenübertragung im XModem-Modus starten.
Es kann folgender Fehler auftreten:
Der NC konnte alles empfangen, was der PC sendete, aber die andere Richtung funktionierte nicht. Wenn also jemand anderes dieses Problem hat, ist hier der Fix: Löte einen Draht zwischen RTS und CTS am NC-Stecker – kurze Pins 7 und 8.
CP/M
ZCN ist ein CP/M-kompatibles Betriebssystem für die NCs, das unter der GPL-Lizenz – Freeware – geschrieben ist. Anstatt ein CP/M-BIOS für die NC zu erstellen, beschloss Marks, bei Null zu beginnen. Dadurch ist ZCN genau auf die NC-Hardware abgestimmt, auf der es ausgeführt wird, und ermöglicht die vollständige Nutzung von Funktionen wie Instant-Off-On (die Maschine jederzeit ausschalten. Wenn du das nächste Mal wieder einschaltest, kannst du dort weitermachen, wo du abgeschaltet hattest). Verglichen mit dem Standard-CP/M hat es auch einige nützliche Funktionen für das Hacken und die Z80-Entwicklung. Auf den kleinen Maschinen läuft fast die gesamte CP/M-Software. Und da ZCN die 1-MB-PCMCIA-Karte wie eine Festplatte verwendet, ist dies sehr schnell. Es läuft auch stundenlang mit einem einzigen Satz von 4 AA-Batterien. Dazu kommen eine Vielzahl von Support-Programmen – vom benutzerdefinierten Z8E-Debugger über die Übertragungssoftware für die Kommunikation mit PCs bis hin zur ursprünglichen NC-Firmware.
Speicherkarten
Die Speicherkarten sind PCMCIA I – SRAM-Karten. Es gab das Gerücht dass auch die Memory Cards des Atari Portfolio funktionieren, was aber nicht der Wahrheit entspricht. Der Atari Portfolio hat ein eigenes Format verwendet (Bee-Cards). Die einzige Bezugsquelle für einen vernünftigen Preis für die Karten dürfte Best Electronics in den USA sein. Die Kehrseite dabei dürft die unübersichtliche Webseite des amerikanischen Atari-Spezialisten sein. 🙂
Die Bestellung in den USA hat sich unproblematisch erwiesen und die bestellten Speicherkarten waren schnell angekommen und haben tadellos funktioniert.
Damit die Karte benutzt werden kann muss sie formatiert werden. Das geschieht im Modus „Gespeicherte Dokumente anzeigen“. Man erreicht ihn über [Funktion]+[L] oder [Funktion]+[Text] gefolgt von [Rechner]. Jetzt kann man mit der Taste [Menü] die Dokumentenfunktionen aufrufen und hier mit der Taste [F] die Speicherkarte formatieren. Sobald eine formatierte Speicherkarte im Rechner steckt, werden alle Daten automatisch auf ihr gespeichert.
Wenn noch kein Dokument auf dem Rechner gespeichert ist, dann gelangt man auch nicht in den Modus „Gespeicherte Dokumente anzeigen“. Sondern bekommt die Fehlermeldung „Es sind keine Dokumente gespeichert. Beenden: Stop…“. In diesem Fall muss ein „Dummy“ Dokument angelegt werden. Mit [Funktion]+[N] wird ein neues Text-Dokument angelegt, gibt einen beliebigen Namen ein und betätigt die Eingabetaste. Es öffnet sich die Textverarbeitung. Es sollte wenigstens ein Zeichen eingegeben werden, dann kann das Programm mit der Taste [Stop] verlassen werden. Es gibt jetzt eine Datei mit dem angegebenen Namen und mit [Funktion]+[L] kann der Modus „Gespeicherte Dokumente anzeigen“ aufgerufen werden.
Links
https://www.ncus.org.uk/intro.htm
http://www.best-electronics-ca.com/
http://www.8bit-wiki.de/amstrad-nc-100.html
http://www.cpcwiki.eu/index.php/NC_Series
https://www.ibiblio.org/pub/packages/zcn/
Erst auf den zweiten Blick offenbaren sich zahlreiche leistungsfähige Sonderfunktionen, beispielsweise die Rechtschreibprüfung oder die Erzeugung von Serienbriefen. Augenfällig ist hingegen die perfekte Lokalisierung des Geräts. Selbst die Tastenbeschriftungen sind vollständig in deutscher Sprache, die Menüs sowieso.Diese Funktionen qualifizieren das Gerät nicht unbedingt als Homecomputer, es ist eher eine kuriose Mischung aus Minimal-Notebook und Organizer. Ein Druck auf die Tastenkombination „Funktion“+“B“ startet jedoch den BBC-Basicinterpreter, durch den der NC100 befehlskompatibel zu den 8-Bit-Modellen von Acorn wird. Bei der Abarbeitung von Basicprogrammen geht er mit einem Tempo ans Werk, das einem 8-Bit-Homecomputer gut zu Gesicht steht. Mit einem PC-Notebook des gleichen Jahrgangs kann er sich jedoch nicht messen.
Sehr schöner Bericht zu einer interessanten Maschine!
Vielleicht schaffe ich es ja auch irgendwann einmal, ZCN zu installieren 😉