Letzte Aktualisierung am 17. August 2023 von Jungsi
Inzwischen hat sich auch der dritte Rechner der Commodore 264-Reihe bei mir eingefunden. Dies ist vor allem aus persönlichen Gründen für mich eine Freude, da in den 80er Jahren einer meiner besten Freunde, der ein paar Häuser weiter wohnte, einen C116 besessen hatte.
Ich will nicht viele Worte über das Gerät verlieren, da es sich technisch kaum von den anderen Geräten der Modell-Reihe unterscheidet. Wie der C16 und Plus/4 war auch der C116 weder mit dem VC20 noch mit dem C64 kompatibel. Das Gehäuse sieht dem des Plus/4 sehr ähnlich, ist aber deutlich kleiner. Ganz frühe Modelle hatten statt der linken Shift-Taste eine Escape-Taste und statt der Caps-Lock-Taste die Inst/Del Taste. Das wurde aber später korrigiert (wie bei dem Modell auf meinen Fotos).
Der Entwickler des Rechners, Bill Herd, bestätigte das der ursprünglich angedachte Rechner für den TED-Prozessor der C116 war. Dann griff aber das Management ein und erweiterte die Produktreihe – 116, 232, 264 und 364 (der Unterschied zwischen 264 und 364 war, das der 364 einen Ziffernblock besaß und die Magic-Voice Cartridge eingebaut war). Aus dem 264 wurde dann der Plus/4 und der 364 wurde gestrichen. Der Commodore 16 kam später dazu, als das Management entschied, das ein Nachfolger für den VC20 benötigt wird. Also nahm man das Gehäuse und die Tastatur vom VC20, färbte sie entsprechend ein und passte das TED-Design dem Gehäuse an.
Beim C16 und C116 wurde in Bezug auf den Hauptspeicher ein Schritt zurück gemacht im Vergleich mit den 64 KB des C64. Eine Erweiterung des RAM auf 64 KB war nicht vorgesehen. Selbst mit extern angeschlossener RAM-Erweiterung musste die Platine modifiziert werden. Besser und stabiler war die interne Erweiterung durch einen Ersatz der beiden RAM-ICs und einlöten einiger Drähte. Mit einem so aufgerüsteten C116 konnte die überwiegende Mehrzahl der Plus/4-Programme verwendet werden.
Ein weiterer Kritikpunkt beim C116 war die Tastatur. Die Konkurrenz von Commodore hatte erkannt, das eine vernünftige Schreibmaschinentastatur der bessere Weg ist. Commodore führte allerdings bei diesem Rechner eine Gummitastatur ein (ähnlich dem ZX Spectrum von Sinclair). Außerdem fehlten den Rechnern die Hardware-Sprites im Gegensatz zum C64. Ein Pluspunkt war das deutlich umfangreichere Basic 3.5 gegenüber dem bescheidenen Basic 2.0 und er konnte 121 Farben darstellen.
Als Prozessor diente auch hier wieder eine 6502-kompatible CPU, die von einem Spezialchip – dem TED – unterstützt wird. Die beiden Komponenten teilten sich dabei den Systembus und damit auch oft die 1,76 Mhz mit denen die CPU getaktet wurde. Wie auch bei den anderen Geräten der Baureihe weichen die Anschlüsse für Datasette und Joystick vom Standard des VC20 und Commodore 64 ab. Von Commodore gab es nur einen Joystick der dazu passte, für alle anderen wurden teure Adapter benötigt. Die Datasette VC-1530 funktioniert nur über einen Adapter, so das es einfacher war die neue VC-1531 zu verwenden. Speziell für die 264-Reihe wurde noch die 1551-Floppy entworfen, die sich zur 1541 bis auf den parallelen Anschluss über den Modulport und die dunkle Gehäusefarbe kaum unterschied.
Der C116 wurde nur in Europa (vor allem in Deutschland) verkauft. Bzgl. der Stückzahlen gibt es unterschiedliche Meldungen, ich gehe aber davon aus das ca. 50.000 Stück verkauft wurden. Daher ist der Rechner auf Ebay nicht gerade als preiswert zu bezeichnen. Als das Gerät verkauft wurde, war es ca. 50 DM günstiger als der C16. Ich kann mich noch gut erinnern als die „Lern-Pakete“ mit C16 oder C116 bei Aldi verschleudert wurden 🙂