
Vobis, Highscreen und der 386SX-Laptop – Eine Reise in die 90er
Wer in den 90er-Jahren mit Computern in Berührung kam, kennt mit großer Wahrscheinlichkeit die Firma Vobis und die Marke Highscreen. Vobis war zu dieser Zeit eine der größten Ladenketten für Computer in Europa und hatte in den frühen 90ern rund 800 Filialen in elf Ländern. Mehr als die Hälfte der deutschen Haushalte kaufte ihren ersten PC bis 1996 in einem Vobis-Geschäft.
Die Erfolgsgeschichte von Vobis
Vobis setzte früh auf den IBM-kompatiblen PC mit MS-DOS als Betriebssystem. Während in den USA neue und interessante Rechner auf den Markt kamen, dauerte es oft nicht lange, bis sie auch in den Regalen von Vobis zu finden waren. Der große Durchbruch gelang der Marke mit der Einführung von Highscreen – einer eigenen PC-Serie, die in Fernost produziert wurde. Das war damals keine Seltenheit mehr, aber Vobis gelang es, leistungsfähige Rechner zu erschwinglichen Preisen anzubieten.
Ein besonders bemerkenswertes Modell war der Colani-PC, entworfen vom deutschen Designer Luigi Colani. Der futuristisch geformte Rechner gewann 1994 die Auszeichnung „PC des Jahres“ von der Zeitschrift Chip. Ich selbst hatte damals einen solchen Rechner – er war nicht billig, aber perfekt konfiguriert für den Einstieg in die Computerwelt.
Ab 1992 setzte Vobis verstärkt auf Windows 3.1, das sich gegenüber seinen Vorgängerversionen als deutlich benutzerfreundlicher erwies. Dies führte dazu, dass Vobis einer der größten Lizenznehmer von Microsoft Windows wurde.

Vobis und OS/2 – Ein kurzer Exkurs
Interessanterweise setzte Vobis (ebenso wie der Konkurrent ESCOM) auch auf das alternative Betriebssystem IBM OS/2. Die genauen Hintergründe sind unklar: Eine Theorie besagt, dass Microsoft zu lange für die Auslieferung von Windows 95 brauchte, während eine andere Spekulation lautet, dass Vobis nicht zur weiteren Monopolbildung von Microsoft beitragen wollte. Ein darauffolgender Rechtsstreit zwischen Microsoft und Vobis wurde schließlich beigelegt – Microsoft erkannte wohl, dass es nicht klug wäre, sich mit einem der größten europäischen Computerhändler zu streiten.
1996 verließ Mitgründer Theo Lieven das Unternehmen und verkaufte seine Anteile – ein entscheidender Zeitpunkt, denn Aldi begann kurz darauf, massenhaft günstige PCs anzubieten. Auch ich war davon betroffen, denn ich betrieb zu der Zeit ein kleines Computergeschäft und reparierte einige der damals beliebten Aldi-PCs. Der Handelsriese Metro, der im Hintergrund von Vobis stand, konnte nicht gegen die Discounterstrategie von Aldi und den Zulieferer Medion ankommen. Die Firma Vobis wurde 1999 zerschlagen und 2000 schließlich abgewickelt.


Persönliche Erinnerungen an Vobis
Vobis war für mich immer ein Highlight. Der nächste Laden war 50 km entfernt, aber ein wahres Eldorado für Computerfans. Besonders spannend war für mich der „Denkzettel“, der regelmäßig als Werbeprospekt mit der Tageszeitung geliefert wurde. Dort konnte man die neuesten Rechner und Komponenten bestaunen. Ich kaufte mir dort unter anderem OS/2 und Linux (damals noch auf Disketten!) sowie später einen Tower im Colani-Design.
Mein Highscreen 386SX-20 Laptop
Aus dieser Nostalgie heraus habe ich mir ein Gerät der Marke Highscreen zugelegt – zwar nicht den „Colani“, aber einen typischen DOS-Laptop aus dem Jahr 1991.
Das Highscreen 386SX-20 Notebook wurde von Vobis verkauft, aber auch unter anderen Markennamen angeboten, beispielsweise als OKANO bei Karstadt oder als Halikan-Modell von Chaplet Systems. Die Ausstattung war für damalige Verhältnisse durchaus solide:
- Prozessor: Intel 80386SX mit 20 MHz
- Arbeitsspeicher: 2 MB RAM, erweiterbar auf 6 MB
- Diskettenlaufwerk: 3,5″ Floppy 1.44 MB
- Festplatte: 40 MB
- Grafik: VGA mit 640 x 480 Pixel
- Betriebssystem: Windows 3.1
- Gewicht: 2,9 kg mit Akku
- Preis 1991: 4.732 DM (2025: 4.750 €)
Vergleicht man das Gerät mit einem PowerBook 180 von Apple aus der gleichen Zeit, fallen die Ähnlichkeiten auf: Beide Notebooks hatten dicke Gehäuse, kleine Bildschirme und waren mit fast 3 kg keine Leichtgewichte.
An Anschlüssen gab es nicht allzu viel: Seitlich war ein Anschluss für eine PS/2-Tastatur, auf der Rückseite befanden sich ein Port für eine Dockingstation, ein COM/Maus-Anschluss, ein VGA-Ausgang sowie ein Anschluss für Drucker und Diskettenlaufwerk. Leider besaß das Gerät noch kein integriertes Pointing-Device (Maussteuerung), sodass für Windows eine externe Maus notwendig war.
Der 80386SX – Ein Blick auf den Prozessor
Der Intel 80386 war ein bedeutender Prozessor der X86-Ära und wurde von 1985 bis 2007 produziert. Mein Laptop nutzt die SX-Variante des 386, die für „Single-Word eXternal“ steht. Während der normale 386 einen 32-Bit-Datenbus hatte, war der 386SX mit einem 16-Bit-Datenbus und einem 24-Bit-Adressbus ausgestattet – intern arbeitete er jedoch ebenfalls mit einer 32-Bit-Architektur. Die Taktraten reichten von 16 bis 33 MHz, wobei mein Modell mit 20 MHz betrieben wird.
Der Prozessor saß in einem 88-Pin PGA-Sockel und war damals eine kostengünstigere Alternative zu den leistungsfähigeren 386DX-Modellen.
Fazit
Vobis war eine prägende Marke der 90er-Jahre und hat für viele Computernutzer den Einstieg in die PC-Welt ermöglicht. Die Marke Highscreen steht stellvertretend für eine Ära, in der Computer noch etwas Besonderes waren und ein Kauf wohlüberlegt sein musste. Mein Highscreen 386SX-20 ist eine schöne Erinnerung an diese Zeit – ein Stück Computergeschichte, das mich an meine ersten Berührungen mit Windows, OS/2 und DOS erinnert.
HighScreen 386 SX 20 – Batterie ersetzen
Vobis „Denkzettel“ – April 1991