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KC Compact [VEB Mühlhausen]

KC compact
KC compact

Der KC Compact – Ein seltener Schatz der DDR-Computergeschichte

Ich hätte nie gedacht, jemals einen Bericht über diesen Rechner zu schreiben. Der KC Compact ist aufgrund seines Entstehungszeitpunkts so selten, dass er auf den gängigen Plattformen kaum zu finden ist. Taucht doch einmal ein Exemplar auf, liegt der Preis nicht selten jenseits der 1.000-€-Marke.

Die Entstehung des KC Compact

Der KC Compact war der letzte Heimcomputer, der in der DDR entwickelt und produziert wurde. Er wurde im Oktober 1989 anlässlich des 40. Geburtstags der DDR vorgestellt – nur wenige Wochen vor dem Mauerfall. Die große Präsentation auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1990 geriet zum Reinfall, da sich kaum noch jemand für den Rechner interessierte. Im April 1990 begann schließlich die Serienfertigung, die ursprünglich auf 20.000 Stück ausgelegt war. Über die tatsächlich produzierte Stückzahl gibt es nur Schätzungen – mein Exemplar trägt die Seriennummer 2534. Der Einführungspreis lag bei 2.300 Ostmark, fiel jedoch schnell auf 1.000 Ostmark. Nach der Währungsunion wurde der KC Compact schließlich für 230 DM regelrecht verramscht.

Der Auftrag zur Entwicklung eines Schneider-CPC-Klons kam direkt von der Staatsführung. Die Ingenieure des VEB Mikroelektronik „Wolfgang Pieck“ Mühlhausen übernahmen sowohl die Entwicklung als auch die Produktion – allerdings mit wenig Begeisterung, da sie zuvor alle Rechner eigenständig konzipiert hatten und es als Rückschritt empfanden, ein vorgegebenes Design umzusetzen.

Es gab sogar ein spezielles Laufwerk und ein Interface vom VEB Mikroelektronik Mühlhausen, das allerdings noch seltener zu finden ist als der KC Compact selbst.

KC compact
KC compact

Technische Details

Der KC Compact wurde in das Gehäuse des Bildungscomputers 5105 integriert. Als Prozessor kam der UA 880D zum Einsatz, ein DDR-Klon des Z80 mit 4 MHz Taktfrequenz. Der Grafikchip Motorola 6845 wurde in Bulgarien unter der Bezeichnung CM 607 nachgebaut und unterstützte eine maximale Auflösung von 640 × 200 Pixeln bei zwei Farben. Der Soundchip, ein AY-3-8910-Klon, wurde in der DDR als U 8912 produziert.

Für die Ein- und Ausgabe ersetzte der U82536 (ein Zilog-8546-Klon) die speziell von Amstrad entwickelten Bauteile. Ein Unterschied zu den Amstrad-Rechnern war das externe Netzteil des KC Compact, das durch zusätzliche Spannungsregulation auf der Hauptplatine ergänzt wurde.

Das Netzteil liefert beim Original 20 V Gleichspannung, die dann im Rechner über einen Festspannungsregler (B3170) in +12 V und einen Schaltregler (B2960) in +5 V umgewandelt werden.
Wird der KC von hinten betrachtet, ist der rechte Kontakt (Richtung Tapebuchse) der Pluspol.
Wird das Kabel betrachtet, das vom Netzteil kommt, ist links der Pluspol (Kerbe ist oben)

Die Seriennummer meines Geräts lautet 2534 – könnte also eines der späteren Geräte sein. Es wurde eine Mischung aus ostdeutschen und westlichen Chips verwendet.
– UA880D aus der DDR – Klon des Z80 (Prozessor)
– AY-3-8912A von GI aus Taiwan (sound)
– MC6845P – Original von Motorola (Grafik)
– ST M27256FI von ST Microelectronics (ROM)
– U82536DC04 – aus der DDR (Zähler/Zeitgeber und I/O)
– KP580BB55A – Klon des Intel i8255 aus Russland (I/O)
– U2164D – aus der DDR 64Kx1 Bit RAM (8 KB RAM)

KC compact - Platine mit Bezeichnungen
KC compact – Platine mit Bezeichnungen

Unterschiede zum Amstrad CPC

Obwohl der KC Compact auf dem Amstrad CPC basierte, gab es einige Unterschiede:

  • Kein integriertes Laufwerk, sondern externe Kassetten- und Diskettenlaufwerke.
  • Ein 58-Pin-Anschluss (K5120-Bus) statt des 50-Pin-Anschlusses des CPC6128.
  • Externes Netzteil statt Monitor-Stromversorgung.
  • Videosignal direkt über eine separate Buchse verfügbar, allerdings ohne Luminance-Signal.

Die Software war ebenfalls leicht modifiziert. Das System-ROM bestand aus 32 KB:

  • 16 KB Locomotive Basic 1.1 (wie CPC6128)
  • 16 KB modifiziertes Betriebssystem-ROM

Es wurde statt CP/M ein ins Deutsche übersetzter Klon namens MicroDOS (CP/M 2.6) verwendet.

  • KC compact - Strom Tape und TV Anschluss
  • KC compact - Ein-Ausschalter Joystick Sound Anschüsse
  • KC compact - Drucker und Erweiterungsanschluss
  • KC compact - Unterseite
  • KC compact - Seriennummer
  • KC compact - Einschaltmeldung

Der Interface-Anschluss war (fast) standardmäßig bei ostdeutschen Computern vorhanden. Mit einem passenden Adapter ist es möglich, CPC-Hardware am KC zu verwenden – allerdings mit einigen Einschränkungen.

Deutliche Unterschiede gibt es auch bei der Stromversorgung und der Videoausgabe. Der CPC wurde meist in Paketen mit einem Grün- oder Farbmonitor verkauft, der den Rechner mit Strom versorgte und das Bild direkt ausgab. War kein Monitor vorhanden, musste der CPC umständlich mit Strom versorgt werden, und für die Bildausgabe wurde ein spezieller Adapter benötigt. Der KC Compact löste dieses Problem anders: Er nutzte ein externes Netzteil für die Stromversorgung, und das Videosignal stand direkt über eine separate Buchse zur Verfügung.

Allerdings gibt es auch hier eine Einschränkung: Da der KC Compact keine Luminance ausgibt, kann er nicht mit den Monitoren GT64 oder MM14 verwendet werden. Es ist jedoch möglich, mit einem entsprechenden Adapter einen Amstrad/CPC-Monitor anzuschließen. Hier folgt eine Beschreibung, wie ein solcher Adapter beschaltet sein muss, um einen Monitor am KC Compact zu betreiben.
Es wird eine 8-polige-DIN-Buchse und ein Scart-Stecker benötigt:

PIN auf dem Scart-SteckerPIN am CPC+ Monitor Anschluss
19 (Composite Video Output)1 (Composite Sync)
17 (Video Ground)8 (GND)
15 (Analogue Red)4 (Red)
11 (Analogue Green)2 (Green)
7 (Analogue Blue)5 (Blue)

Es gab aber nicht nur bei der Hardware leichte Unterschiede, sondern auch bei der Software. Das System-ROM, das aus 32 KB besteht, war unterteilt in:
– Locomotive Basic 1.1, das dem aus dem CPC6128 entsprach (16K)
– ein modifiziertes ROM mit dem Betriebssystem des CPC6128 (16)
Dabei sind die Unterschiede:
– unterschiedliche Einschaltmeldung
– andere Computernamen wie Schneider, Awa, Solavox wurden entfernt
– Initialisierungscode für den CIO
– Testprogramm Übertragung
Es sollte die meiste Software vom CPC auch auf dem KC funktionsfähig sein, aber Programme, die Folgendes verwenden, vielleicht doch nicht:
– Programme, die sich voll auf den Interrupt-Mechanismus des CPC6128 verlassen
– Programme, die direkt das Betriebssystem-ROM aufrufen (auch wenn die Änderungen nur minimal waren)
– Programme, die inoffizielle Möglichkeiten der Hardware ansprechen
– das seltene Disketteninterface (des KC) hat ein modifiziertes AMSDOS

  • KC compact - Ein-Ausschalter Joystick Sound Anschüsse
  • KC compact - Drucker und Erweiterungsanschluss
  • KC compact - Strom Tape und TV Anschluss

Mein KC Compact – Die Restauration

Durch Zufall fand ich ein Exemplar auf eBay und schlug sofort zu. Es war ein echtes Schnäppchen, jedoch ohne Netzteil. Über das Robotrontechnik-Forum konnte ich eines auftreiben. Nach der ersten Inbetriebnahme gab es jedoch Probleme: Eine Sicherung knallte, und der Rechner entwickelte Rauch.

Ein Experte half mir bei der Reparatur:

  • Austausch eines defekten Schaltreglers und Kondensators C311
  • Ersatz eines defekten 4-fach OPV N001
  • Fehlender HF-Modulator, jedoch nicht funktionsrelevant

Ein weiteres Problem war die Tastatur, bei der einige Tasten nicht funktionierten. Dabei sollte erwähnt werden, dass die Tastatur des KC insgesamt hochwertiger verarbeitet ist als die des CPC: Der KC verfügt über eine „richtige“ Tastatur mit einer Platine, nicht über eine anfällige Folientastatur, die nach einigen Jahren oft den Geist aufgibt. Dennoch kann es auch bei dieser Konstruktion zu Problemen kommen – glücklicherweise lassen sich diese recht einfach beheben.

Um die Tasten zu reparieren, benötigt man das passende Werkzeug, um sie vorsichtig abzuziehen. Dabei ist darauf zu achten, dass die kleinen Federn unter den Tasten nicht verloren gehen. Sobald alle Tasten entfernt sind, kann die Reinigung beginnen.

Für die Funktionstüchtigkeit der Tasten müssen die „Stempel“ aus den offenen Tasten herausgenommen werden. Darunter befindet sich die Leiterplatte, die mit Wattestäbchen und Isopropanol (ISO) gereinigt werden sollte. Die „Stempel“ selbst können vorsichtig über ein Blatt Papier gerieben werden, um die Graphit-Schicht zu reaktivieren – je weniger Rückstände, desto besser.

An diesem Punkt bietet sich die Möglichkeit, die Tasten und das Gehäuse in einem kleinen Schaumbad zu reinigen. Auch die Federn können eine kurze Reinigung mit Isopropanol vertragen. Nach dem anschließenden Zusammenbau sollte die Tastatur wieder einwandfrei funktionieren.

  • KC compact - Tastatur zerlegen
  • KC compact - Tastatur Unterseite
  • KC compact - Tastatur ohne Tasten schmutzig
  • KC compact - Tastatur ohne Tasten schmutzig 2
  • KC compact - Tastatur Federn
  • KC compact - Tastatur LED
  • KC compact - Tastatur gereinigt
  • KC compact - Netzteil innen

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