Letzte Aktualisierung am 12. Januar 2025 von Jungsi
Darauf hatte ich lange gewartet – einen echten MSX2-Rechner. Schon MSX1-Geräte sind in Deutschland nicht allzu häufig zu finden, bei den MSX2 Modellen ist es noch schwieriger. Daher ist ein Philips VG-8235-02 mit deutscher Tastatur für 100 € ein echter Glücksfall.
MSX sollte als Standardplattform etabliert werden, konnte sich aber nicht durchsetzen. Nach und nach zogen sich die Hersteller aus diesem Bereich zurück. Philips blieb standhaft und versuchte, mit diesem MSX2 Rechner verlorenen Boden gutzumachen.
Ich habe den VG-8235-02 erhalten. Dabei steht 02 für MSX Basic 2.0 und deutsche Tastatur. Der Rechner ist 1986 erschienen und der Nachfolger des kurzlebigen VG-8230 (64 kB RAM), produziert wurde er von NEC.
Leider steht oben rechts auf dem Gehäuse 256 kB RAM, was etwas irreführend ist, da der Rechner nur 128 kB RAM hat, die anderen 128 kB stehen als Videospeicher zur Verfügung.
Angeblich sollte der VG-8235 auch mit dem damals angekündigten CD-i-System verbunden werden können.
Im Inneren befindet sich ein Z80A Prozessor, der mit 3,5 MHz getaktet ist. In dem 64 KByte großen ROM ist das mächtige MSX2-Basic enthalten, das neben dem ohnehin schon guten Befehlsschatz des Microsoft Extended Basic auch noch Befehle z. B. zur Ansteuerung des Diskettenlaufwerks enthält.
Der Unterschied zwischen MSX BASIC 2.0 und 2.1 ist ein Boot-Splash-Bildschirm der 128 KB RAM anzeigt und dass eine RAM Disk bis zu 90 kB unterstützt wird, im Unterschied zu 32 KB älterer und neuerer MSX BASIC Versionen.
Wie die Vorgänger hat der VG-8235 ein einseitiges Disketten-Laufwerk (360 kB) im Gegensatz zu den Nachfolgern und den meisten anderen populären MSX2 Modellen in Europa, die doppelseitige Diskettenlaufwerke integriert hatten. Auf der Rückseite konnte ein externes Laufwerk angeschlossen werden.
Toll ist, dass der Winkel der Tastatur verstellt werden kann. Der zweite Cartridge-Slot ist verschlossen, kann aber leicht zugänglich gemacht werden.
1986 wurde der Rechner mit zwei Disketten ausgeliefert. Auf einer Diskette ist ein Zeichenprogramm in Screen 8, mit Namen „MSX Designer“, mit einem Demo-Modus. Auf der zweiten Diskette ist MSX-DOS1 mit einem netten Interface und MSX Homeoffice (Adressbuch und Textverarbeitung).
Der Nachfolger des VG-8235 war der NMS 8245 mit einem neuen Gehäuse, verbesserter Tastatur und einem doppelseitigen Diskettenlaufwerk.
Eine Schwachstelle der Geräte ist das Disketten-Laufwerk. Durch das Alter bedingt werden die Antriebsriemen porös und können den Motor nicht mehr drehen. Ersatzriemen können im Internet gefunden werden. Eine Alternative ist allerdings, das eingebaute einseitige 360 kB Laufwerk durch ein doppelseitiges 720 kB Laufwerk zu ersetzen. Umbauanleitungen sind gut zu finden. Ich werde in einem späteren Artikel meine Erfahrungen dazu berichten.
Wer den MSX2 Rechner mit moderner Technik etwas erweitern will, sollte einen Blick auf die Seite von 8bits4ever werfen.
Hinweise
– für mehr Sound gibt es FM (Yamaha 2413) Module oder MoonSound Module. Bei Spielen wird FM oft unterstützt. MoonSound nur bei Demos. Kann man am Emulator testen? 😉 Der eingebaute Yamaha Soundchip ist aber auch gut. Wie beim Atari ST….
– SD512 läuft auch auf MSX1 Rechnern mit mind. 64 kB. Auch das FM-Modul läuft auf MSX1 Rechnern – leider gibt es dafür aber kaum Software.
– für MSX ist noch wichtig, ein Joystick mit zwei unterschiedlichen Feuerknöpfen im MSX Modus. Bedauerlicherweise gibt es davon nicht so viele. Das Problem dabei ist, dass ein MSX-Joystick mit 2 Feuerknöpfen, wenn er an einem C64 betrieben wird, einen Kurzschluss verursachen kann, wenn der 2. Button am MSX-Joystick betätigt wird.
Am C64 darf ein „richtiger“ MSX-Joystick nicht betrieben werden, im Gegensatz zu einem „normalen“ Atari-Joystick mit nur einem Button, der an beiden Geräten funktioniert:
http://www.hardwarebook.info/MSX_Joystick
https://www.msx.org/wiki/How_to_get_joypad_for_MSX
– ein cooles Feature des VG-8235 ist, dass er über einen externen FDD-Port verfügt, der mit 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerken kompatibel ist. Ein 1,4-MB-3,5-Zoll-Laufwerk von meinem alten PC funktioniert gut damit und formatiert 720 KB-Disketten. Das ist nützlich, da das interne Laufwerk des VG-8235 nur einseitig ist und eine Kapazität von nur 360 KB hat.
Ende 2024 wurde ich gebeten, die ROMs meines Philips zu sichern, da sie bisher nicht Teil der openMSX-Sammlung sind. OpenMSX ist ein Emulator für MSX-Rechner mit dem Ziel von 100%iger Kompatibilität.
Da ich mich mit den MSX-Rechnern nicht gut auskenne, wurde mir der Vorgang genau erklärt.
Es wird für den MSX das Programm „saverom“ benötigt – da ich eine CF-Karte in meiner Carnivore-Cartridge verwende, ist die Übertragung auf den Rechner kein Problem. Einfach am PC die Datei auf die Karte kopieren – fertig.
Wenn der MSX eingeschaltet ist, muss das Menü der Canivore verlassen werden, damit ein Zugriff auf MSXDOS möglich ist. Dann sind folgende Befehle einzugeben und zu beantworten:
- SAVEROM BIOS.ROM – Primary Slot: 0 – Type: normal – Start Address: 0 – End Adress: 7fff
- SAVEROM SUBROM.ROM – Primary Slot: 3 – Secondary Slot: 0 – Type: normal – Start Address: 0 – End Address: 3fff
- SAVEROM DISK.ROM – Primary Slot: 3 – Secondary Slot: 3 – Type: normal – Start Address: 0 – End Address: 7fff
Im Anschluss können die drei ROM-Dateien wieder von der CF-Karte auf den PC gesichert werden. Falls jemand Interesse an den Dateien hat, kann sie hier finden: