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Saba Videoplay/ITT Telematch Processor [Retro]

Saba Videoplay
Saba Videoplay

Für den Artikel über die Konsolen Saba Videoplay und ITT Telematch Processor ist ein Blick in die Vergangenheit der Spielkonsolen erforderlich. Wie vielen bekannt sein mag, wurde 1972 mit der Magnavox Odyssey die erste Videospielkonsole veröffentlicht. Als nächster Evolutionsschritt entwickelte das amerikanische Unternehmen Alpex 1974 einen neuen Prototyp mit dem Intel 8080 Prozessor. Dieser stellte das Konzept einer Spielekonsole vor, die Cartridges nutzt, welche einen Festspeicher in Form von EPROMs verwenden.

Alpex begab sich auf die Suche nach einem Lizenznehmer und fand dabei Fairchild Camera und Instrument Corp. Diese Firma verfügte mit Fairchild Semiconductor über eine eigene Chipentwicklung und bestand darauf, einen Mikroprozessor aus dem eigenen Haus zu verwenden.
Der Ingenieur Gerald A. Lawson wurde beauftragt, zu ermitteln, was mit dem Prototyp möglich war. Lawson, einer der ersten afroamerikanischen Ingenieure im Silicon Valley, modifizierte den Prototyp so, dass der F8-Prozessorchipsatz von Fairchild verwendet werden konnte. Die ursprünglich von Alpex geplante Tastatur wurde durch einen innovativen 8-Wege-Joystick ersetzt. Die interne Präsentation des Systems erfolgte Ende 1975, woraufhin beschlossen wurde, das Video Entertainment System zu entwickeln.

Nachdem die Probleme mit den Cartridges und dem Joystick behoben waren, wurden die Arbeiten 1976 abgeschlossen und das Gerät mit seinen innovativen Komponenten patentiert.

Die Konsole, zunächst als nicht funktionsfähige Attrappe, wurde der Öffentlichkeit auf der CES im Juni 1976 in Chicago vorgestellt. Das Interesse war zunächst verhalten, bis das Gerät, nun als Channel F (Channel Fun) bezeichnet, im November auf einer weiteren Messe präsentiert wurde. Der Preis betrug 150 Dollar für die Konsole und 20 Dollar für die Cartridges. Die Auslieferung der ersten Einheiten war für November 1976 geplant. Die Konsole hatte die Spiele Tennis und Hockey fest integriert, jedoch konnten nur wenige Exemplare ausgeliefert werden, da jedes Gerät einzeln von der FCC (Federal Communication Commission) geprüft wurde.

Im November 1976 wurde das Fairchild-TV-Spiel auf der Electronica in München vorgestellt. Zu den ersten Lizenznehmern gehörte der Rundfunkgerätehersteller Saba aus dem Schwarzwald, der seine Konsole, das SABA Videoplay, im August 1977 auf der IFA in Berlin präsentierte. Zum Ende des Jahres 1977 lag der Preis für die Konsole bei 500 DM und für die Spiele bei etwa 50 DM. Lizenznehmer in anderen europäischen Ländern boten die Produkte ebenfalls unter verschiedenen Namen an.

  • Saba Videoplay
  • Saba Videoplay - Controller
  • Saba Videoplay - Unterseite
  • Saba Videoplay - Unterseite Aufkleber
  • Saba Videoplay - Platine
  • Saba Videoplay - PlatineSaba Videoplay - Platine
  • Saba Videoplay - Platine

Im Jahr 1977 führte ein Überangebot an veralteten Geräten in den USA zu einem Preiskampf, der dazu zwang, viele Konsolen unter den Herstellungskosten zu verkaufen. Gegen Ende des Jahres kam das Atari VCS als Konkurrent zum Channel F auf den Markt. Anfangs waren nur neun Titel verfügbar, die jedoch Arcade-Automaten nachempfunden waren. Fairchild reagierte mit 17 Spielen und senkte den Preis für das Gerät auf 100 Dollar. Für das Jahr 1978 war die Produktion von 200.000 Konsolen geplant, nachdem bereits 250.000 Einheiten verkauft worden waren.

Im Jahr 1978 wurde die Fairchild-Konsole überarbeitet, und das Channel F System II erhielt ein eleganteres Gehäuse mit abnehmbaren Joysticks sowie kostengünstigere Elektronik. Im selben Jahr wurden in Deutschland zwei Varianten auf Basis des überarbeiteten Modells eingeführt: der ITT Telematch Processor und der Nordmende Color Teleplay µP. Die ITT-Konsole wurde für 490 DM verkauft, während die Spiele 48 DM kosteten. Zudem kam mit dem Saba Videoplay II eine weitere aktualisierte Version auf den Markt. Als Unterscheidung zwischen den beiden Saba Versionen kann der Controller dienen. Bei der ersten Version ist dieser oben rund und an den Seiten geriffelt – bei der neuen Version ist der Controller oben eher eckig gehalten und der Stick selbst hat Rundungen für die Faust.

Der Controller wurde mit einer Hand gehalten, während der kleine Joystick oben mit der anderen bedient wurde. Der Mini-Joystick hatte Bewegung in alle Richtungen und eine Schussfunktion (durch Druck) und wurde Spielepilot genannt.

Die modernisierte Konsolenversion scheiterte im nordamerikanischen Weihnachtsgeschäft 1978 bei Preisen zwischen 125 und 150 Dollar. Im Jahr 1979 zog sich Fairchild aus dem Markt zurück, verkaufte alle verbleibenden Bestände sowie das technische Know-how an Zircon International Inc. In den USA wurden insgesamt zwischen 350.000 und 400.000 Konsolen abgesetzt.

  • ITT Telematch-Processor - Oberseite
  • ITT Telematch-Processor - Vorderseite
  • ITT Telematch-Processor - Controller
  • ITT Telematch-Processor - Ident-Karte
  • TT Telematch-Processor - Unterseite
  • TT Telematch-Processor - Platine
  • ITT Telematch-Processor - Platine
  • ITT Telematch-Processor - Platine

Spiele
Alle von Fairchild und anderen Unternehmen produzierten Spiele wurden fortlaufend nummeriert. Für das Channel F existieren 26 Spiele, von denen einige international vertrieben und für den nationalen Markt angepasst wurden.
Saba Videoplay: 20 Spiele
ITT Telematch Processor: 15 Spiele
Nordmende Color Teleplay: 14 Spiele
Im Saba Videoplay sind zwei Spiele fest eingebaut, die ohne Cartridges verwendet werden können. Es sind die Spiele Fußball und Tennis.

Technische Daten
Das Herzstück bildet der 8-Bit-Prozessor Fairchild 3850 mit einer Taktfrequenz von 1,8 MHz, welcher das Zentrum des Mikroprozessorsystems F8 darstellt. Integriert waren bereits 64 Byte Arbeitsspeicher. Hinzu kamen noch 2 KB Videospeicher, die als Framebuffer für die Bildinhalte fungierten und 2 KB ROM. Durch Spielmodule konnte der Speicher erweitert werden (meist 1 KB), mit Ausnahme des Schachmoduls von SABA mit 6 KB EPROM und zusätzlichen 2 KB frei verwendbarem Arbeitsspeicher.
Ohne eingelegte Cartridge kann zwischen den integrierten Spielen gewählt werden. Mit weiteren Tasten lassen sich Spiele pausieren oder verlängern. Die Auflösung umfasst 128 Bildpunkte und 64 Zeilen, wovon jedoch nur 102 x 58 genutzt wurden. Jeder Bildpunkt konnte eine von acht Farben anzeigen, allerdings waren pro Zeile nur maximal vier Farben gleichzeitig möglich.
Der „Sound“ besteht nur aus verschiedenen Frequenzen, die über den integrierten Lautsprecher abgespielt werden.

  • 02 - Wüstenfuchs - Vorderseite
  • 02 - Wüstenfuchs - Rückseite
  • 02 - Wüstenfuchs - Cartridge
  • 02 - Wüstenfuchs - Anleitung
  • 06 - Magische Zahlen - Vorderseite
  • 06 - Magische Zahlen - Rückseite
  • 06 - Magische Zahlen - Anleitung
  • 06 - Magische Zahlen - Cartridge

Bei meinen Tests mit den Geräten funktionierte das Telematch ohne Probleme – die Saba-Konsole zeigte aber nur ein buntes Muster auf dem Bildschirm an. Ich habe das Gerät zerlegt und als erstes sah ich die beschädigte Verbindung zwischen dem Modulschacht und der Platine. Da aber ein Spiel eingebaut ist, ist das kein Grund für die fehlerhafte Funktion. Das erste was mir in den Sinn kam, war die Sockel der Chips zu reinigen – Prozessor, ROMs, und Speicher. Also alle Chips entfernt und die Sockel mit Elektronik-Kontakspray eingesprüht. Siehe da – das Saba funktioniert wieder!
Das Flachbandkabel für den Cartridgeslot konnte ich nicht reparieren – es gibt wohl verschiedene Möglichkeiten. Ein davon ist, dass ein Festplattenkabel umfunktioniert wird. Zu viel Bastelei für mich – ich habe einige Ersatzkabel in den USA bestellt: BackBit – damit sich das auszahlt, habe ich ein paar mehr bestellt. Nach der Lieferung habe ich drei davon übrig. Falls Interesse an dem Kabel besteht, bitte einfach eine Mail schreiben.
Alle Bastler, die ggf. einen AV-Mod am Gerät vornehmen wollen, empfehle ich diese Channel F-Seite

Historisch gesehen markierten diese Konsolen einen Wendepunkt als die ersten Geräte der zweiten Generation von Spielkonsolen. Sie übten einen starken Einfluss auf den Markt aus, obwohl sie selbst schnell in Vergessenheit geraten sind. Möglicherweise hätte sich die Situation anders entwickelt, wenn es nicht zu erheblichen Verzögerungen bei den FCC-Zulassungen gekommen wäre.

Die beiden Geräte und 14 Spiele habe ich bei einer Auktion erstanden. Der Verkäufer hat die Controller des Saba an das Telefunken-Gerät angeschlossen, da er diese für besser hält. Der Rückbau ist relativ einfach, da die Controller im Inneren gesteckt sind.

Die Erfindung des Spielmoduls: Fairchild Channel F | HNF Blog
Fairchild Channel F – Wikipedia

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