Letzte Aktualisierung am 22. Oktober 2022 von Jungsi
Auch der „erste“ Schneider CPC ist nun in meiner Sammlung. Wenn ich ehrlich bin, sind es sogar zwei. Den ersten habe ich aus Versehen ersteigert, der zweite war ein Schnäppchen auf einer Retro Veranstaltung in München. Dort hatte ich eine große Schachtel mit einem CPC gesehen und einfach mal mitgenommen. Wie sich herausstellte, war es ein CPC464, GT64 Monitor, DDI-1 Diskinterface, FD-1 Diskettenlaufwerk, 30 Disketten und ein Stapel Kassetten. Dazu gab es noch Bedienungsanleitungen, Data-Becker Bücher, eine 512 KB Speichererweiterung der Firma „data media Gmbh“ und einige Basic-Bücher.
Wie zu erwarten, war das FD-1 „defekt“ – konnte aber durch Austausch des verschlissenen Laufwerksriemens wieder in Gang gesetzt werden. Der CPC war zwar mit einem gelben Stift beschriftet worden, konnte aber gereinigt werden. Wie ich dann feststellte, hat der CPC sogar eine SP320 Speichererweiterung von Vortex und damit satte 320 KB mehr als normal 😉
Geschichte
Obwohl die CPC-Rechner nie die Verkaufszahlen des Sinclair ZX Spectrum oder des Commodore 64 erreicht haben, waren sie sehr beliebt und haben eine sehr loyale Benutzerbasis.
Während sich die anderen beiden den Spielemarkt teilten, betrat Alan Sugar (Firmenchef Amstrad) den Markt mit einem Auge auf die seriösen Benutzer zu einer Zeit als seriöse Rechner auch richtig Geld kosteten.
Bereits bekannt durch seine voll integrierten Musiksysteme zu einem sehr günstigen Preis, wollte Amstrad mit seinem Computer-Projekt das gleiche Ziel erreichen und produzierte den CPC464.
Manche betrachteten den Rechner als „hässliches Biest“, bot er jedoch einen Monitor, Computer und den integrierten Kassettenrekorder, das Netzteil befindet sich im Monitor, um alles mit Strom zu versorgen – alles sehr einfach und nur ein Stecker! Der große Vorteil für Amstrad diesen Weg zu gehen war, dass dadurch die Herstellungskosten stark reduziert wurden. Der CPC kostete zusammen mit dem Grünmonitor 200 £, mit dem Farbmonitor 300 £ – alles zu einer Zeit als ein Monitor alleine so viel gekostet hat.
Dazu gesellt sich dann noch die Fähigkeit zusammen mit einem externen Diskettenlaufwerk auch CP/M verwenden zu können und Amstrad ist der Gewinner.
Der ursprüngliche CPC464 hatte noch einen 6502 Prozessor. Amstrad entschied sich für ein eigenes BASIC und beauftragte Locomotive Software mit der Entwicklung. Locomotive bevorzugte aber die Geschwindigkeit des Z80 und überzeugte Amstrad zu wechseln, was sich im Nachhinein als Glücksgriff herausstellte, da die Spectrum-Spiele dadurch sehr einfach zu portieren waren.
Obwohl ursprünglich als seriöses Gerät angekündigt, hatte der 464 doch 27 Farben, wobei 16 in der niedrigsten Auflösung gleichzeitig dargestellt werden konnten und er hatte 64 KB Speicher. Das integrierte Kassettenlaufwerk erlaubte ein einfaches Laden von Software und da er auch einen Joystick-Anschluss hatte, machte ihn das sehr populär bei Spielern.
Aber auch dieses Gerät hatte seine Nachteile. Die Maschine wurde durch das Fehlen der Fähigkeit für Hardware-Sprites ausgebremst. Die Kassetten waren langsam und unzuverlässig.
Entsprechend der Ankündigung, hatte die Rückseite des CPC Anschlüsse für Drucker und anderes langweiliges Zeug, damit die seriösen Benutzer glücklich waren. Ein Haufen Peripherie wurde von Amstrad und Drittherstellern veröffentlicht, einschließlich Speech Synthiser, extra Speicher, Video Digitizer und dem exzellenten DDI-1 Disketteninterface und dem 3“ Diskettenlaufwerk.
Als Anschlüsse wurden einfach die Platinen auf der Rückseite nach außen geführt – dadurch waren die Erweiterungen von Amstrad CPC 464, CPC 664, CPC 6128 sowie Schneider CPC 464 und 664 kompatibel.
Leider mussten für den Schneider CPC 6128 aus Gründen der Entstörung Centronics-Stecker verbaut werden, die auch bei Amstrad CPC 464+ und CPC 6128+. Daher werden für diese Rechner Adapter benötigt, damit die Erweiterungen verwendet werden können.
Besitzer des Grünmonitors hatten damals leider nicht die Möglichkeit einfach auf einen Farbmonitor umzusteigen, da diese nicht separat verkauf wurden. Stattdessen wurde das MP-1 (für den 464) und das MP-2 (6128) angeboten – Modulatoren die den Strom für den Rechner zur Verfügung stellten und die Möglichkeit für den Anschluss an einen Farbfernseher. Die Qualität war natürlich wesentlich schlechter als beim wirklich guten Monitor.
Seriöse Benutzer waren die Grundlage für die guten Verkäufe des CPC da er eine mechanische Tastatur, einen Ziffernblock und extra Pfeiltasten bot, Das konnte weder der Commodore 64 noch der Spectrum mit der Gummitastatur bieten.
Bis 1985 lief alles sehr gut. Spiele die für den Spectrum und den Commodore veröffentlicht wurden, fanden Ihren weg auf den Amstrad und etablierten ihn damit als drittgrößten Spieler im 8-bit Markt. Portierungen vom Spectrum waren einfach, aber oft waren die Programmierer faul und nutzten die Vorteile der extra Fähigkeiten des CPC nicht aus. Die Maschine verkaufte sich gut in England und wurde auch nach Frankreich, Spanien und Deutschland (hier wurde er unter dem Namen Schneider verkauft) exportiert. Gesamt wurden in Europa ca. zwei Millionen Geräte verkauft.
1986 folgte dem CPC464 der CPC664 (ebenfalls 64KB, aber ein internes 3“ Diskettenlaufwerk statt einem Kassettenlaufwerk) – dieser war aber nicht lange auf dem Markt, da schon der CPC6128 angekündigt war (128KB Speicher – ebenfalls ein internes Diskettenlaufwerk)
Technische Daten
- Erscheinungsjahr: 1984
- Prozessor: Z80A
- Taktfrequenz: 4 MHz
- RAM: 64 KByte (unter Basic ca. 42 KByte frei)
- ROM: 32 KByte (inkl. Locomotive Basic 1.0)
- Betriebssystem: eigenes (CP/M 2.2 bei Diskettenbetrieb)
- Grafikchip: 6845
- Textmodus: 80 x 25 (monochrom), 40 x 25 (4 Farben), 20 x 25 (16 Farben)
- Grafikmodi: 640 x 200 (monochrom), 320 x 200 (4 Farben), 160 x 200 (16 Farben)
- Farben: 27
- Soundchip: General Instruments AY-3-8912
- Sound: 3 Stimmen, stereo, Geräuschgenerator, eingebauter Lautsprecher
- Tastatur: Schreibmaschine, QWERTY, 74 Tasten
- Laufwerk: —
- I/O: 1 x Expansion, 1 x Centronics (7 Bit!), 1 x Joystick, 1 x Kopfhörer, RS232 und Floppy über externe Interfaces
- Besonderheiten: Spannungsversorgung des Rechners über Monitor, wurde nur zusammen mit Grün- oder Farbmonitor geliefert, eingebautes Kassettenlaufwerk
Tips und Tricks
– Besitzer eines Monitors, sollten immer erst diesen und dann den Computer einschalten. NAch getaner Arbeit in umgekehrter Reihenfolge ausschalten
– niemals eine Diskette aus dem Laufwerk nehmen, wenn das Diskettenlaufwerk noch arbeitet
– die Autofeuer-Funktion von Joysticks funktioniert nicht am CPC
– für Rechner mit Diskettenlaufwerk ist ein HxC Floppy Drive Emulator oder ein GOTEK-Laufwerk eine sinnvolle Ergänzung
– der eingebaute Lautsprecher ist schrecklich. Alternativ kann seitlich ein Verstärker angeschlossen werden. Der Anschluss funktioniert nicht mit Kopfhörern, es werden Lautsprecher mit Verstärker benötigt.
– auf einem 464 (oder 664 bzw. 6128 nach dem Eingeben von |Tape) erhält man durch Drücken von Control und dem „kleinen“ Enter einen Shortcut zum Laden
– auf einem Spectrum verwendet man Load““, auf einem CPC Run““
– Wenn man in BASIC die Pfeiltasten zusammen mit SHIFT verwendet, kann ein zweiter Cursor über den Bildschirm bewegt werden. Wird dann COPY gedrückt, wird der Text, auf dem der Cursor gerade steht kopiert.
Anlaufpunkte rund um den CPC:
RGB-Kabel: cool-novelties – ebay
Tips: Ulrich-cordes.de
www.cpc-modding.de (all in one box)
http://www.cpcwiki.eu/index.php/Data_Media_Memory_Expansion#Manual
http://www.octoate.de/wp/
http://www.centpourcent.net/