Letzte Aktualisierung am 8. Januar 2025 von Jungsi
Dieses Mal gibt es in meiner Sammlung keinen Homecomputer als Neuzugang, sondern einen PC. Schneider war in Deutschland bereits für die Vermarktung der beliebten 8-Bit-Rechner der CPC-Reihe sowie der JOYCE-Rechner bekannt, die von der englischen Firma Amstrad entwickelt wurden.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1985 begann Amstrad mit einem neuen Projekt, um einen PC-kompatiblen Rechner zu entwickeln. Der interne Projektname war vielsagend: AIRO – Amstrad’s IBM Ripp-Off. Das Endprodukt, der PC1512, wurde 1986 vorgestellt und in Deutschland erneut unter der Marke Schneider vertrieben.
Der Name PC1512 steht dabei für:
- Personal Computer
- 1 – erste Generation
- 512 – die damals großzügige Speichergröße von 512 KB
Varianten
Der PC1512 wurde in zwei Basiskonfigurationen angeboten:
- PC1512 SD: mit einem Diskettenlaufwerk
- PC1512 DD: mit zwei Diskettenlaufwerken
Optional konnte der Rechner mit einer 10 MB oder 20 MB großen Festplatte ausgestattet werden. Käufer hatten zudem die Wahl zwischen einem Farbmonitor oder einem Schwarz-Weiß-Monitor. Mit einem Einstiegspreis von etwa 2.000 DM für die günstigste Variante war der PC1512 ein äußerst attraktives Angebot. Das spiegelt sich auch in seinem Erfolg wider: Mit einem Marktanteil von 25 % in Europa wurde der PC1512 zu einem echten Kassenschlager.
Technische Daten und Besonderheiten
Der Rechner basiert auf einem Intel 8086-Prozessor mit 8 MHz und zählt zu den ersten IBM XT-kompatiblen Geräten. Alternativ konnte der Prozessor durch einen NEC V40 ersetzt werden. Weitere Upgrades waren:
Erweiterung des Arbeitsspeichers auf 640 KB
Einsatz eines 8087-FPU-Coprozessors
Für die Grafik wurde ein erweiterter CGA-Modus verwendet, der eine Auflösung von 640 × 200 Pixeln mit 16 Farben (oder Graustufen) bot.
Wie für Schneider üblich, wurde auch bei diesem Rechner der Stromanschluss in den Monitor integriert. Dadurch konnte auf einen Lüfter im Rechnergehäuse verzichtet werden, was den PC1512 flüsterleise machte. Eine weitere praktische Besonderheit: Anstelle von Akkus auf der Platine, die im Laufe der Zeit auslaufen und Schäden verursachen könnten, befinden sich im Gehäusedeckel Batteriefächer für normale AA-Batterien.
Die ISA-Slots sind leicht zugänglich und befinden sich unter einem abnehmbaren Deckel auf der Rückseite des Gehäuses. Allerdings sind die Anschlüsse für Maus und Tastatur proprietär und nicht mit anderen Standards kompatibel. Direkt daneben sitzt der Regler für den internen Lautsprecher.
Software und Zubehör
Mitgeliefert wurde ein umfangreiches Softwarepaket auf vier farbigen 5,25“-Disketten:
- MS-DOS 3.2
- DR-DOS+ 1.2 (basiert auf CP/M)
- GEM (Graphical Environment Manager) inklusive GEMPaint und GEM BASIC
Zusätzlich erhielt der Käufer eine hochwertige Tastatur, eine Maus sowie ein 800 Seiten dickes Handbuch.
Das BIOS – eine besondere Herausforderung
Das Design eines IBM-PCs war größtenteils frei zugänglich, mit Ausnahme des BIOS. Dieses ist für den Start des Rechners verantwortlich und dient als Schnittstelle zwischen Hardware und Software. Da Amstrad das BIOS nicht einfach kopieren konnte, musste ein eigenes Team anhand der Spezifikationen eine kompatible Version entwickeln. Interessanterweise waren die Entwickler von der konservativen Bauweise des IBM-PCs so überrascht, dass sie den PC1512 deutlich effizienter konstruierten und viele Funktionen in nur wenigen Chips integrierten.
Mein Fundstück: PC1512 SD
Ich hatte das Glück, ein Angebot für einen PC1512 SD bei eBay zu finden. Versand war nicht möglich, aber die Abholung in München ließ sich problemlos organisieren. Das Paket enthielt:
- Einen PC1512 SD mit Monochrom-Monitor (leicht vergilbt), beide in Originalverpackung
- Die vier Originaldisketten sowie das 800-seitige Handbuch
- Sicherheitskopien von Spielen
- Einen passenden Drucker: den Centronics GLP (Great Little Printer) von 1984 – ebenfalls in Originalverpackung mit Handbuch
Nachfolger: PC1640
Bereits Ende 1986 wurde der Nachfolger, der PC1640, vorgestellt. Die wichtigsten Verbesserungen:
- Der Arbeitsspeicher wurde auf 640 KB erweitert.
- Es wurde ein zusätzlicher EGA-Grafikmodus unterstützt, für den ein hochauflösender Monitor mit integriertem Lüfter angeboten wurde.
Die Varianten des PC1640 entsprachen weitgehend denen des PC1512.
Centronics GLP – Drucker mit Geschichte
Die Firma Centronics, bekannt als Entwickler der parallelen Schnittstelle, brachte 1984 die GLP-Reihe auf den Markt. Diese preiswerten seriellen Matrixdrucker boten eine solide Leistung und waren eine beliebte Ergänzung zu Rechnern wie dem PC1512.
Tipps & Fakten
Bei meinen Recherchen zum PC1512 bin ich auf interessante Details gestoßen, die ich hier zusammenfassen möchte:
- Maus-Emulation: Ohne Maus kann diese über die Zifferntastatur genutzt werden (z. B. Taste „7“ für links, „9“ für rechts).
- HardCard: Frühe Modelle des PC1512 konnten mit einer HardCard (ISA-Controller-Karte mit integrierter Festplatte) ausgestattet werden.
- Boot-Disketten: Mit Boot-Disketten eines PPC512 oder PC200 kann ein PC1512 problemlos von einer 3,5“ 720 KB-Diskette starten. Alternativ kann eine Diskette im 3,5“-Laufwerk eines anderen PCs auf 360 KB formatiert werden.
- BIOS-Einstellungen: Festplatten können nicht über das Setup konfiguriert werden. Hier hilft das Tool NVR, das von einer Systemdiskette aufgerufen werden muss.
- Windows: Die neueste kompatible Version ist Windows 3.0, allerdings funktionieren auch ältere Versionen wie Windows 2. Für Diskettenlaufwerke bleibt jedoch nur Windows 1.0 – es gibt allerdings kaum Software dafür.
- Speicher: Der Speicher kann von 512 auf 640 kB mit den passenden Chips aufgerüstet werden – nicht vergessen den Jumper entsprechend zu setzen
- XTIDE-CF-Karte: Eine XTIDE-CF-Karte kann als Festplatte eingesetzt werden.
Falls du passende Disketten für den PC1512/PC1640 suchst, hier ein Link zu einer Quelle: Amstrad File Archive
Hier ein Artikel bzgl. eines externen Netzteils für den diese Rechner: Amstrad PC1512 Liberation Part 1 – Building An External Power Supply – ctrl.alt.rees
Ein interessanter Artikel zum Thema: Amstrad 1512 – CGA(ish?) to VGA – Page 2 \ VOGONS
Technische Daten: Amstrad PC Technical Reference Manual
Hallo,
super Beitrag, aber die CPU ist ein 8085 und nicht 8086 und kann durch einen NEC V30 ersetzt werden, nicht V40. Habe ich selbst bei meinem vor über 35 Jahren gemacht. Ich habe in noch heute und werde ihn demnächst mal wieder anschließen.
Hallo,
ich muss mich korrigieren. Die Original-CPU ist doch ein 8086.