Letzte Aktualisierung am 19. August 2017 von Jungsi
Das Vectrex-System aus den 80er Jahren war eine Videospielkonsole der zweiten Generation, die gescheitert ist, aber trotzdem bis heute lebt.
Eigentlich hätte das Gerät ein Handheld mit einem 1“ Bildschirm werden sollen. Den Einfall zu einer vektorbasierten Spielkonsole hatte ein Mitarbeiter der Firma Smith Engineering. Später entschied man sich ein Standgerät mit einem 5“ Monitor zu bauen und ging damit auf die Suche nach einem Lizenznehmer.
Dieser fand sich in GCE (General Consumer Electronic). Vorher wurden aber noch einige Änderungen verlangt. Es wurde ein größerer Bildschirm (9×11 Zoll) und eine stärkere CPU (Motorola 6809 mit 1,6 Mhz) integriert. 1Kb RAM und 8Kb ROM (verteilt auf 4Kb für die Sytemsoftware und 4Kb für das integrierte Spiel Mindstorm) bildeten den Speicher.
Leider konnte der ausgewählte Bildschirm nur schwarzweiß darstellen. Daher war von Anfang an geplant farbige Folien einzusetzen, was man vom Magnavox Odyssey abgeschaut hatte.
Der Soundchip (General Instruments AY-3-8912) hat 3 Monokanäle – die Frequenzen sind in 1024 Stufen darstellbar und in 16 Stufen die Lautstärke.
Wer schon mal den Controller des Vectrex in der Hand hatte und damit gespielt hat, weiß wie gut dieser tatsächlich ist. Der Stick (am besten nur mit dem Daumen spielen) ist sehr präzise und selbstzentrierend. Die vier Knöpfe sind mit der rechten Hand gut erreichbar, können aber nicht frei belegt werden.
Da durch die verwendete Vektorgrafik nur bestimmt Punkte auf dem Monitor definiert werden müssen und richtige Grafik und Farbe fehlt, reichen bei den Modulen 4 bis 8 Kbyte.
Damit stand das Design der Konsole fest und man begann mit der Programmierung der Software. Zum Weihnachtsgeschäft 1982 konnte man die Konsole für 199$ erwerben und hatte 12 Spiele zur Auswahl.
Die Kritiken waren durchweg positiv – Electronic-Games: „Arcade Award“, King of Stand-Alones, König der Videospiele. Bis zu dreißig Mitarbeiter wurden für die Weiterentwicklung beschäftigt. An Peripheriegeräten wurden eine 3D-Brille und ein Lichtgriffel entwickelt. Besonders die 3D-Brille erzielt auf Ebay sehr hohe Preise (zuletzt im Dezember 2014: 550 €).
Die guten Kritiken reichten aber nicht aus und die Verkäufe blieben zurück. Im Frühjahr 1983 wurde CGE von Milton Bradley übernommen. MB vermarktete das System unter eigenem Namen und machte richtig Werbung dafür – die anvisierte Zielgruppe waren Erwachsene – der Preis in Deutschland lag bei teuren 499 DM. Das Atari VCS 2600 kostete Weihnachten 1983 ca. 350 DM. Leider blieb auch hier der Erfolg aus und Milton Bradley wurde 1984 von Hasbro übernommen.
Die Preise wurden weiter gesenkt, die Produktion eingestellt. Später wurden die Rechte an der Konsole wieder an Smith Engineering verkauft – an den ursprünglichen Entwickler 🙂
Gründe für das Scheitern gab es mehrere – das heftige Flimmern des Bildschirms, der manchmal schwächelnde Prozessor und die mehrheitliche Beschränkung auf Weltraumspiele (andere taten sich schwer und vertrugen sich auch nicht mit dem Analog Controller). Dann fehlte auch Software von Drittanbietern und der Videospielecrash stand direkt bevor……
1996 erklärte Jay Smith das System zu Open Source!
Bedingt durch die kurze Lebenszeit gab es nur 31 Originalspiele. Zum Glück wird diese Zahl bei weitem durch Hombrews übertroffen (bedingt durch die frühzeitige Freigabe des Systems als Open Source).
Inzwischen gibt es auch sogenannte Multicarts auf denen viele der verfügbaren Spiele zusammengefasst sind.
Meine Konsole habe ich bei Ebay zu einem relativ vernünftigen Preis erstanden. Dabei waren auch acht Spiele in Originalverpackung mit Overlays. Die Konsole und der Kontroller sind in einem wirklich guten Zustand.
Sollte mal jemand einen Controller für das Vectrex haben, der in schlechtem äußeren Zustand ist, der kann zumindest das Overlay des Kontroller hier erhalten: SellMyRetro
Auch hier gibt es noch einige neue moderne zusätzliche Hardware zu erproben und für 2015 ist die Veröffentlichung von einigen Spielen geplant, so dass ich wohl in dem einen oder anderen Artikel nochmal auf das Vectrex eingehen werde 🙂
kleine FAQ
F: Die Helligkeit ist hoch eingestellt und in der Mitte des Bildschirms ist ein Punkt zu sehen zum dem Linien von außen hin führen. Ist das normal?
A: ist normal!
F: Ist das Brummen nach dem Einschalten normal?
A: ist normal – kann aber beseitigt werden
F: Die Vektoren wabern – was tun?
A: hinten die Helligkeit etwas runterdrehen
Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Vectrex
http://www.vectrexmuseum.com/
http://www.vectrex.co.uk/
http://petersieg.kilu.de/vectrex/vectrex.html
https://www.youtube.com/channel/UCqU-E0gmofxdslXXu4G2rHA
Glückwunscht, Gerhard! Die Vectrex ist ein wirklichtolles tolles Gerät.
Eigentlich unglaublich, dass die Vectrex kein kommerzieller Erfolg wurde.
Sehr empfehlenswert sind die Erweiterungen von Madtronix.com
… Noch ein Linktipp:
http://www.vectrex.de
Interessantes Gerät 🙂 War ja wohl vor meiner Zeit fast…
Musst mal Spielbilder bzw Screenshots von ein paar Games
Hallo Bernie! „Bewegte“ Bilder sind in Planung 🙂
Danke Mathias. Madtronix ist schon auf der Liste, neben ein paar anderen Spielzeugen für Vectrex 🙂