Während der Coronapandemie habe ich in einer Schachtel ein altes Projekt gefunden – das WiModem 232. Ich wurde 2017 auf das zugrunde liegende Projekt von Paul Rickards aufmerksam da ich in diversen Foren darüber gelesen hatte. Damals hieß die Hardware noch WiFi232 und wurde in kleinen Auflagen verkauft. Leider hatte ich es immer wieder verpasst eines der begehrten Geräte zu erhalten und habe es dann auch vergessen. Anfang 2018 bin ich dann in dem Shop cbmstuff.com über ein Interface „gestolpert“ mit dem Namen WiModem 232 mit den gleichen Funktionen wie das Original nur verbessert und mit OLED Display.
Das WiModem 232 ist ein WiFi-fähiges Modem für viele alte Rechner mit einer RS232-Schnittstelle. Es gibt zwei WiModem-Modelle zur Auswahl – mit oder ohne OLED-Bildschirm. Das Modem kostet $44,95 (ohne) bzw. $54,95 (mit Bildschirm). Das Tolle an dem Gerät ist, dass es mit vielen unterschiedlichen Geräten funktioniert – hier eine Liste:
- Atari Portfolio (Serielles Interface und 9 auf 25 PIN Adapter benötigt)
- Atari 520ST and 1040ST
- Amstrad NC100
- Texas Instruments TI-99/4A
- Tandy TRS-80 Model 102 (mit einem 25 Pin Gender Changer)
- Apple IIgs (mit Mini-DIN auf 25-poliges serielles Kabel)
- Atari 800XL (mit serieller Schnittstelle, Atari 850 und entsprechendem Kabel)
- Amiga 1000 (mit einem 25 Pin Gender Changer), Amiga 2000, Amiga 1200
- Macintosh SE und SE/30
- Digital VT220 and VT240 Terminal
- Apple IIe (mit serieller Erweiterungskarte)
- IBM 486-compatible (mit 9- auf 25-poligem seriellem Adapter)
Sollte ein Rechner nicht aufgeführt sein wird vermutlich das WiModem trotzdem funktionieren, wenn er über einen seriellen Standard-RS-232-Anschluss verfügt.
Die Grundkonfiguration des Geräts habe ich meinem Windows 10 Rechner erledigt. Dazu wird ein USB-Seriell Adapter benötigt, der mit dem PC verbunden wird – vermutlich müssen die dazu passenden Treiber installiert werden. Wenn das erledigt ist, wird der Adapter im Gerätemanager unter Anschlüsse mit seinem COM-Port angezeigt (wichtig für das Terminal) Programm. Als Nächstes wird das passende Kabel (9-polige Buchse – 25-poliger Stecker) mit dem Adapter und dem WiModem verbunden. Das WiModem muss mit Strom versorgt werden – einfach ein Standard-USB-A-auf-Mini-B-Kabel in eine beliebige USB-Strombuchse, die in der Lage ist, 100 mA Strom bei 5 V DC zu liefern.
Sofort wird das Modem den Router suchen, aber natürlich weiß es nicht, wo es suchen soll. Um das zu ändern, wird ein Terminalprogramm benötigt – ich habe Tera Term verwendet. Nach der Installation muss das Programm auf serielle Verbindung eingestellt werden. Wichtig ist auch noch unter -> Einstellungen -> serieller Port den COM-Port anzupassen und „Speed“ auf 300 einzustellen (die Geschwindigkeit ist bei Auslieferung immer auf 300 Baud eingestellt).
Kann kein Befehl eingegeben werden, liegt es fast immer daran, dass die Baudraten nicht übereinstimmen.
Befehle (immer mit Großbuchstaben schreiben):
ATI – zeigt Daten zum WiModem an
AT*N – zeigt W-LANs an
Nachdem ich das aktuelle Handbuch etwas studiert habe, bin ich darauf gestoßen, dass die Verbindung zum W-LAN einfach per WPS hergestellt werden kann. Dazu einfach die WPS-Taste am Router drücken und z.B. in Tera Term den Befehl AT*WPS eingeben. Sollte alles funktionieren, steht im Terminal: „Connected to xxxxx“ (xxxxx ist der Name des W-LAN).
Sollte es nötig sein, die Verbindung manuell vorzunehmen – so gibt es dafür auch einen Befehl:
AT*SSID Name,Kennwort
Name: Name des WLAN
Kennwort: Kennwort des WLAN
Im Anschluss kann die Geschwindigkeit etwas erhöht werden – AT*B 9600 – damit werden die Baudrate von 300 auf 9600 erhöht. Daneben ist noch ein Firmware-Update zu empfehlen. AT*UPDATE führt hier zum Erfolg. Es wird der CBMSTUFF.COM Server kontaktiert, die neueste Version abgeholt und dann geflasht (LED wird lila). Mit dem Befehl AT&W werden die Einstellungen (wie die Baudrate) permanent gespeichert, damit diese nicht jedes Mal geändert werden müssen.
Nun sollte eine Verbindung aufgebaut werden können – für einen Test mit Google folgendes eingeben:
ATDT GOOGLE.COM:80
Im Terminal steht „CONNECT“, im Display des WiModem232 wird Connected angezeigt.
Verbindung beenden: 3x + drücken. Danach: ATH
Damit ist der Test abgeschlossen und das Suchen nach tollen BBS-Servern kann starten. Hier ist ein Anlaufpunkt für eine Übersicht: https://www.telnetbbsguide.com/
Verbindung am Beispiel des Amstrad NC100
Bei diesem Rechner ist der Verbindungstest über das WiModem sehr einfach. Zuerst wird das Modem mit dem passenden Kabel an die serielle Schnittstelle des NC100 angeschlossen.
Mit der Tastenkombination Funktion+S wird das Terminalprogramm gestartet. Als Erstes sollten noch die Einstellungen mit der Taste Secret/Menu überprüft werden. Falls das Terminalprogramm nicht auf Tasteneingaben reagiert, stimmt die Baudrate an den beiden Geräten nicht überein. Danach gelten wieder die gleichen Befehle wie oben.
Wegen des kleinen Bildschirmes des NC100 macht es aber nicht ganz soviel Spaß, aber immerhin funktioniert es.
Verbindung am Beispiel des Atari ST
Da ich den ST gut kenne, war es damit kein Problem eine Verbindung zu einer BBS herzustellen. Wie immer muss die Baudrate bei WiModem und Software übereinstimmen. Als Software habe ich für den Atari „Connect“ verwendet (benutze ich auch für Filetransfer zwischen PC und ST falls nötig). Damit habe ich gleich ein Firmwareupdate durchgeführt. Beim ST wird kein Adapter für das Modem benötigt, da dieser bereits die passende Schnittstelle zur Verfügung stellt. Hier muss ich noch mit höheren Geschwindigkeiten als 9600 Baud testen.
Links
Original: http://biosrhythm.com/?page_id=1453
Gehäuse: http://corei64.com/store/products.php?122
Atari BBS-Listing: http://www.sfhqbbs.org/ataribbslist.php
Fazit
Nachdem ich das WiModem für den C64 mit OLED-Bildschirm nun schon einige Zeit benutzt habe, war die Entscheidung für mich persönlich ein Kinderspiel. Ich liebe einfach das Aussehen des Bildschirms und das hilfreiche UI-Feedback, das mich über den Status des Modems informiert. Es ist ein tolles Gefühl wieder in einer BBS zu stöbern. Ich habe bei Shapeways noch das passende Gehäuse bestellt, damit das WiModem232 besser geschützt ist.